Über

Der Lichtspieler

Beitrag Radio Primavera 2014

Normalerweise schreibe ich ja nur über Rollstuhlbasketball oder habe hier und da mal einen Basketballspieler porträtiert. Aber irgendwie hat es mich nach meiner Begegnung mit Harald Peter in den Fingern gekitzelt, das erste Mal über einen Fotografen zu schreiben. Einen „Bildermacher“, mit dem ich drei Stunden zusammen gesessen habe – und das an seinem Geburtstag. Einen Menschen, den ich bis dato nur virtuell über die Sozialen Medien kannte. Ach ja, wir haben auch noch nicht zusammen „geshootet“, so dass ich nur seine Fotos auf Facebook und jene auf seiner Homepage kenne. Das gemeinsame Fotografieren folgt erst noch. Um ehrlich zu sein, kann ich mit Haralds Architekturfotos nicht wirklich was anfangen, fehlt mir hierzu doch das Auge und die Liebe für Gebäude, Häuser und Bauten. Ich bin dann doch eher der Porträt-Typ. Umso besser gefallen mir seine Schwarzweißaufnahmen. Aufnahmen von Menschen – so wie du und ich. Die sind einfach klasse. Simpel und gut. Kein Schnickschnack. Ich vermeide mal den inflationär benutzten „Model-Fotografen-Totschlag-Begriff“ der Ausdrucksstärke. Nachdem ich Harald kennen gelernt habe, weiß ich auch, warum mir seine Aufnahmen gefallen: Sie wurden mit Herz und professionellem Sachverstand geschossen. Die Fotos spiegeln die Auseinandersetzung mit dem Model, dem Licht und der Umgebung wider. Ein Credo, das der Unterfranke lebt. Er ist der Lichtspieler, der dir erklärt, welche Kraft Fotos besitzen, die im November gemacht werden. Er berichtet dir, wie unterschiedlich das Licht wirkt, fällt und strahlt; welche Energie und Effekte die Sonnenkraft besitzt, wenn sie durch eine Fensterscheibe gebrochen wird. Mit dem Handrücken zeigt er dir Schattenspiele auf, die sich in deinem Gesicht widerspiegeln, wenn du vor der Kamera stehst. Der 51-Jährige nimmt sich viel Zeit. So ein großes „Lebenszeit-Investment“ für ein TFP-Shooting? Nein, Harald investiert Zeit und Muße für den Menschen, dessen Charakter, das Innere, die Einzigartigkeit, die Idee und den nahenden Fototermin. Ein Treffen zum Fotografieren, in dem all diese Zutaten mit einem Fingerdruck auf den Auslöser zusammenschmelzen. Das hört sich richtig poetisch an. Aber ist Fotografie nicht auch Poesie? Die Erschaffung. Das Festhalten des Augenblicks für die Ewigkeit? Die Kombination bzw. die Inszenierung aus Licht, Model bzw. Objekt und Umgebung? Harald hat es einfach drauf. Und das, für alle Social-Media-Nerds, mit knapp 1.400 Facebook-Fans. Auch das mag es geben: große Kunst ohne viele Facebook-Daumen und Likes. Dass erst seit knapp drei Monaten ein Handy besitzt, macht ihn in dieser schnelllebigen Zeit noch sympathischer. Der Aschaffenburger ist der Bodenständige, der Liebe, der Nette, das „fleischgewordene Understatement“. Kunden, liebe „Like-Bettel-und Social-Day-Fotografen“, kommen auf Harald zu, um mit ihm zu arbeiten. So etwas mag es auch geben. Ich kann mir Haralds Gesichtsausdruck in diesem Moment gut vorstellen. Es ist so eine Mimik a lá „Mach-mich-doch-nicht-größer-als-ich-bin“. Aber genau an diesen Kleinigkeiten erkennt man die Großen ihrer Zunft. Die, die Werke und Fotos anderer loben, da neben ihnen noch Platz für Dritte ist. So wie bei Harald, der andere Fotografen teilhaben lässt, Aufträge abgibt, sein „Knipser-Netzwerk“ füttert; oder mal, was er normalerweise nie macht, sein Objektiv an den Aschaffenburger Kollegen Raab verleiht. Im Gegenzug darf Harald auch mal in Timos Studio. Und warum? Ich behaupte mal, ohne Timo zu kennen, dass es sich Harald „verdient“ hat, und zwar mit Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und unausgesprochenem Vertrauen. All das schreibe ich aus dem Gedächtnis, weil es mir haften geblieben ist. Das ist schon selbstredend genug. Haralds höfliche Bestimmtheit, mit der er keine bzw. kaum Shootings in der Weihnachtszeit annimmt, da es in dieser Zeit hoch hergeht im Juwelierladen, in dem der „Hobby-Rennrad-Fahrer“ als Teilzeitkraft tätig ist. „Halbe Kraft“, die daher rührt, dass er vor knapp 15 Jahren in Elternzeit gegangen ist. Einer der ersten „Heim-bleib-Papas“ überhaupt. Eine Zeit, die er nicht missen will, außer die komischen Blicke der ewig gestrigen Mütter, für die es immer noch Usus war und ist, dass das schwache Geschlecht zu Hause bleibt und der „Babba“ die Brötchen ranschafft. Dass Herr Peter ein phänomenaler Fotograf ist, hat er mit Sicherheit auch seiner Ausbildung zum Fotografen und Foto-Kaufmann zu verdanken. Dort bekam er das Rüstzeug vermittelt, mit dem er heute zwischen Loft-Studio und Outdoor-Location pendelt. Und ein weiterer Aspekt macht ihn zu einem echten Typen und Charakter: die wertschätzende Art, mit der er über seine Kollegen spricht. Neigt der eine oder andere „Knipser“ schon mal dazu, sich über seine Pendants zu echauffieren oder kleine Sticheleien in Nebensätze einzubauen, kommt aus seinem unterfränkischen Mund kein böses Wort. Er beurteilt und wertet die Resultate und Ergebnisse – nicht den Menschen. Das Faszinierende ist, dass ich, noch bevor ich Harald kennen lernte durfte, von ihm wusste. So berichtete mir nicht nur Kollege Ben Peter aus Gelnhausen von Harald, sondern auch Benno von Blendstufe.de. Beide waren voll des Lobes. Ein Lob, das sich Harald mehr als verdient hat. Authentische und ehrliche Worte über den Lichtspieler Harald, die ich mit großer Vorfreude auf unser Shooting unterstreichen kann.

Danke Martin Schenk, für diesen Beitrag.